Der Weg zu euch
Liebe C., meine erste tantrische Erfahrung ist nun ein paar Tage her. Ich glaube mich jetzt genug gesammelt zu haben, um in Worten auszudrücken, was ich empfand und wie ich die Reise erlebte. Meine Neugier zur Tantramassage reifte schon ca. 1 Jahr. In Gesprächen mit meiner Partnerin erkannte ich auch bei ihr eine Neugier, sich dem hinzugeben.
Der Alltag bremst solche Tagträume und daher verging eben eine gewisse Zeit, bis ich einfach einen Termin bei euch vereinbarte.
Der Tag ist gekommen.
Ich reise mit meiner Partnerin frühzeitig an. Wir fragen einander: „Bist du aufgeregt?“ Die Antworten wechseln von ja zu nein und umgekehrt, je näher wir dem Ziel kommen. Wir gehen die Straße entlang und suchen die Hausnummer. Aha, da ist sie. Da wir immer noch zu früh sind, schlendern wir weiter.
Kurz vor dem Termin möchte meine Partnerin noch unbedingt in das gegenüber liegende Schuhgeschäft - ein „Fluchtversuch“? Wir überqueren die Straße, klingeln und werden per Sprechanlage in den 1. Stock gebeten. Uns erwarten eine selbstbewusste Frau mit unheimlich starker Ausstrahlung und P. Dass P. meine Partnerin massieren wird, war vorher abgesprochen, also für mich keine Überraschung. Wer meine Reise begleiten würde, war mir nicht bekannt.
Wir werden willkommen geheißen, in einen der Massageräume geführt und gebeten, auf Stühlen Platz zu nehmen. Ich scanne diese Frau, eine Erscheinung. Blasse Haut, dunkler Kurzhaarschnitt, kräftiger Lippenstift. Mein Puls steigert sich noch weiter. Meine Gedanken kreisen: „Ist das jetzt gut oder schlecht, dass mich eine attraktive Frau intim berühren wird?“
Im Vorgespräch fragst du nach dem persönlichen „Drehbuch“. Meine Antwort, ich habe keins, ist an der Stelle nicht hundert Prozent ehrlich. Ihr erklärt uns den Ablauf mit Dusche und wer sich danach wo einzufinden hat.
Die erste Berührung
Ich sitze also nach der Dusche im Kimono auf dem Stuhl meines Raumes, und kurz darauf betrittst du den Raum. Du bittest mich die Augen zu schließen. Du ziehst mir die Pantoffeln aus. Ich spüre deinen Mund auf meinen Füßen, deine Nägel wandern langsam über meine Waden, gleiten die Innenseiten meiner Schenkel hoch. Du schlägst den Kimono zurück und entblößt meinen Intimbereich. Es kommt zur 1. „zufälligen“ Berührung meines Lingams. „Wow, das stand aber erst viel später in meinem Drehbuch!“, hämmern meine Gedanken, während mit wohligem Schauer meine Lenden durchblutet werden.
Du bittest mich aufzustehen und mich mittig auf den Futon zu stellen. Ich spüre, wie du dich von hinten näherst, mich umarmst. In zarten Berührungen gleitet mein Kimono zu Boden und du entledigst dich deines Tuchs, welches dich noch bedeckte. Mit geschlossen Augen fällt es mir etwas schwer, das Gleichgewicht auf dem weichen Futon zu halten. Von den Füßen aufwärts bewegen sich deine Berührungen. dein Gesicht muss dabei sehr nah an meinem Lingam vorbei. „Wird sie ihn auch küssen?“ Nein, ein Pusten sorgt für einen Überraschungsmoment.
Nach kurzer Zeit darf ich mich auf den Bauch legen.
Kleiner Tipp: Ein ringförmiges Kissen würde die Lagerung des Gesichts bequemer machen. Noch nehme ich den Straßenlärm wahr, aber das verfliegt nach wenigen Minuten, als die Musik startet und deine ersten Berührungen beginnen. Ich kann nicht immer zuordnen, was mich gerade berührt. Manchmal identifiziere ich deinen Mund, deine Nase, deinen Ellbogen; aber im Großen und Ganzen kann ich während der ganzen Massage nicht mit Sicherheit sagen, was du gerade mit mir machst.
Ich spüre Hitze auf meinem Rücken und glaube, die Flamme einer Kerze wird nah an meiner Haut vorbeigeführt. Erst mit einem Moment Verzögerung kann ich ausmachen, dass es sich um Öl handelt. In einem langen Strich gießt du es auf meinen Rücken. Du gleitest mit deinem ganzen Körper über mich. Deine Brust verweilt einen Moment in meiner geöffneten Handfläche. Darf ich zufassen? Ich belasse es bei dem Gedanken, weil ich der Überzeugung bin, diese Grenze nicht überschreiten zu dürfen.
Auf meiner ganzen Kehrseite verteilst du das Öl. Diese Phase kann ich nicht im Detail wiedergeben, denn ich war gedanklich weg. Es gelingt mir überraschend gut, mich körperlich zu lösen und dir nicht dabei zu helfen, wenn du meine Extremitäten umlagerst.
Habe ich eine Erektion?
Bei den gelegentlichen Berührungen meines Damms, meiner Hoden und meines Lingams steigt mein Kopf wieder ein. Als Mann (mit dem weit verbreiteten und selbst gemachten sexuellen Leistungsdruck) und ausgeprägtem Kopfmenschen fällt es mir schwer, mich zu lösen. „Hast du eine Erektion?“ „Ich glaube nicht.“ „Warum hast du keine Erektion bei diesen liebevollen Berührungen?“
Ich verdränge diese Gedanken und konzentriere mich wieder auf den Genuss deines Tuns.
Du flüsterst mir ins Ohr, dass ich in die Hündchenstellung gehen soll. Du kniest hinter mir. Ich empfinde keine Scham, dir quasi meinen Anus ins Gesicht zu strecken.
Du streichelst meine Hoden und meinen Lingam. Ich genieße es aufs Äußerste, traue mich aber nicht, das in irgendeiner Form zum Ausdruck zu bringen. Nicht einmal ein Seufzen kommt aus mir raus.
Ich drehe mich nach deiner Aufforderung langsam auf den Rücken. Ich lasse die Augen geschlossen, weil ich unsicher bin, ob du es als unhöflich oder aufdringlich empfindest, wenn ich dich nun beobachte. Wieder diese Ungewissheit, ob ich eine Erektion habe. Meine Vorderseite wird wieder mit heißem Öl benetzt. Du streichst es in langen Zügen über meinen Körper. Auch diese Phase bekomme ich gedanklich nicht wirklich mit.
Erst, als deine Berührungen sich immer häufiger auf meinen Intimbereich konzentrieren, kehre ich zurück. Durch meine geschlossen Augen weiß ich nicht, wie du manche Stimulation meiner Eichel gemacht hast. Aber es fühlte sich wunderbar an. Ausgiebig und liebevoll massierst du meine Genitalien. Immer noch bin ich nicht sicher, wie stark meine Erektion ist. Vermutlich nicht sehr stark, sonst hättest du nicht das Abbinden angeboten?
Zudem spüre ich einen Harndrang, obwohl ich vor der Behandlung meine Blase leerte. Ich hoffe, dass du keinen Druck mehr auf meine Blase ausübst und somit unweigerlich eine unliebsame Unterbrechung hervorrufst. Nach einer Zeit bitte ich dich, die Abbindung meines Lingams zu lösen. Schon kurz darauf übermannt mich völlig überraschend ein Orgasmus. Dabei öffne ich kurz die Augen und glaube, in deinem Gesicht einen zufriedenen Ausdruck zu erkennen.
Ich vermute, dass durch die ganze Behandlung sexuelle Energie in meinen Intimbereich geleitet wurde, ohne dass sich das in einer ausgeprägten Erektion zeigte. Aber die Energie war da und sie entlud sich. Äußerst angenehm, obwohl für mich überraschend, empfinde ich, dass du mich mit heißen Waschlappen wäschst und einige Momente in einer Umarmung neben mir liegst.
Liebe C., es war für mich eine sehr schöne Erfahrung und ich danke dir aufrichtig dafür.
Du und deine Kolleg(inn)en verdienen Hochachtung für ihr Tun. Man kann es wohl schon Kunst nennen, in so kurzer Zeit mit einem völlig fremden Menschen eine Intimität völlig ohne Scham aufzubauen und sich ausschließlich dem Genuss des Empfängers hinzugeben.
Mit freundlichen Grüßen
Sebastian